Wo der Kunde nicht König, sondern Freund ist
Wer einmal schon in seinem Leben gereist ist, der weiß: Egal, wohin die Reise geht, gleichgültig, wie schön die Stadt, der Ort, die Landschaft auch sein mögen – ein Aufenthalt, ob beruflich oder privat, ist erst dann perfekt, wenn auch die lokale Gastronomie mitspielt.
Umso erfreulicher, ja geradezu erstaunlicher, dass das überschaubare Bregenz mit seinen fußläufigen Distanzen dem hungrigen Reisenden eine scheinbar unendliche Fülle an Gaststätten unterschiedlichster Couleur bietet. Hier ist für jeden Geschmack und Anlass etwas dabei: Ob klassisch-elegant, alternativ und hip oder traditionell und urig – in Bregenz‘ bunter Gastronomieszene findet jeder, wonach sein Herz (oder vielmehr sein Bauch) begehrt.
Doch mit Vielfalt und Qualität geht stets die Qual der Wahl einher: Wo beginnen angesichts der Dichte an hochwertigen Lokalitäten? Einen möglichen Start könnten die vielen Cafés rund um den Kornmarkt bieten: Mit Blick auf den vielfrequentierten Platz mit seinen vielfältigen Gebäuden (dicht an dicht drängen sich hier das Kunsthaus Bregenz, das Vorarlberger Landestheater und das neue vorarlberger museum) tummeln sich zahlreiche kleinere und größere Cafés. Ob auf einen Milchkaffee im minimalistisch designten „Museumscafé“, ein herzhaftes Frühstück im vis-à-vis gelegenen „Theatercafé“ mit seiner einladenden Kuchen- und Backwarenauslage oder im „KUB Café„: Hier wird garantiert jeder fündig, der auf der Suche nach einem gelungenen Start in den Tag ist.
Ein paar Stunden später, wenn sich der Appetit mit knurrendem Magen zurück zu Worte meldet, glänzt die Bregenzer Gastronomieszene mit einer Fülle an Mittagsangeboten. Wem’s schon jetzt nach Original-Vorarlberger Käsknöpfle gelüstet, der findet zum Beispiel würzige Erfüllung in der traditionellen „Gaststätte zum goldnen Hirschen“.
Wer nach dem Lunch nicht zurück zur Arbeit muss, wird nun in aller Ruhe die Stadt auf ihren herrlichen Seepromenaden, grünen Naturpfäden und in seinen spannenden Museen erkunden – und vor lauter Eindrücken bald Lust bekommen auf einen nachmittäglichen Kaffee und Kuchen. Auch hier, man ahnt’s, bietet Bregenz, in dem sich lokale Betriebe noch erfolgreich gegen die Expansionswut großer Bäckerketten stemmen, verlässliche Aushilfe: Zahlreiche kleine Bäckerei- und Konditoreibetriebe rund um die Kaiserstraße und den Kornmarkt locken mit reichbestückten Auslagen voll kleiner, süßer Sünden.
Der späte Nachmittag und frühe Abend birgt neue Möglichkeiten: Wer’s sich so richtig gut gehen lassen will, gönnt sich nun vielleicht das ein oder andere Gläschen in der schicken „Weinstube Kinz“ oder direkt aus der Prosecco-Flasche, umringt von italienischen Antipasti und anderen Köstlichkeiten im „Buongustaio“ auf der Anton-Schneider-Straße. Oder er schwelgt, besonders romantisch, im Anblick der hinterm See versinkenden Sonne bei einem Getränk auf der Terrasse oder in einem der verwinkelten Zimmer im „Wirtshaus am See“.
Zur Krönung des Tages fehlt nur noch das perfekte Abendessen: Hier stellt die Stadt noch einmal ihre gesamte Vielfalt zur Schau. Wer ein wenig durch die Gassen und Plätze der Innenstadt schlendert, wird sich kaum entscheiden können: Einen Tafelspitz in den ursprünglichen Barockgewölben des Restaurants Kornmesser? Oder vielleicht doch hausgemachte Pasta und Dolci im kleinen Ristorante „Il Monello„? Vielleicht reizt auch die abwechslungsreiche Küche im Restaurant „Füxl„? Wohlgefühlt wird hier wie dort, die einzige Einschränkung: der persönliche Geschmack. Wer nun noch kann, begibt sich auf ein, zwei Digestif in eine der auch zu später Stunde noch geöffneten Bars rund um den Kornmarkt und seine Umgebung.
Das Fazit einer kulinarischen Reise durch Bregenz? Trotz aller Vielfalt, gemein ist den so vielen, so unterschiedlichen Lokalen Bregenz jene alles andere als selbstverständliche und doch allgegenwärtige Herzlichkeit, die einem hier in jedem Café, jedem Restaurant und jeder Bar begegnet: Egal ob bodenständiges Gasthaus oder edles Restaurant – in Bregenz, so der Eindruck, ist der Kunde nicht König, sondern, viel mehr noch, Freund. Was braucht’s da noch mehr?
Kai Krösche