Kunsthäuser, Galerien, Museen – Bregenz ist ein El Dorado für Kunst- und Kulturbegeisterte. Und die Kunst hat in Bregenz überall einen Platz. Nicht nur indoor.
Entlang der Innenstadt, der Seepromenade bis hin zum Platz der Wiener Symphoniker gibt es einige öffentliche Kunstinstallationen, von denen manche vielleicht nicht gleich ins Auge fallen. Einen Blick sind sie trotzdem wert.
Vom betonierten Porsche bis zu modernen Lichtinstallationen ist alles dabei. Und wenn sie nicht zum Nachdenken anregen, dann zumindest zum Verweilen. Los geht es direkt in der Innenstadt von Bregenz, in der Rathausstraße 27.
Die Tour:
Die Tour-Stopps:
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Heinz Gappmayrs titelloses Werk aus dem Jahre 1997 präsentiert ein sehr kleines Längenmaß. In der Realität ist dieses nur schwer vorstellbar. Sein Werk soll laut dem Künstler „die Differenz zwischen Gedachtem und Sichtbarem“ visualisieren. Die Größe des 12 Meter langen Schriftzugs steht im Kontrast zu der winzigen Maßeinheit.
Gappmayr wurde 1925 in Innsbruck geboren und starb 2010 in seiner Heimat. Er befasste sich vor allem mit Konkreter Poesie, in der die Sprache selbst als Kunstgegenstand im Mittelpunkt steht.
Gehen Sie nun auf der linken Straßenseite in Richtung Rathaus. Am Boden direkt vor der Rathaustüre ist das Erste von mehreren Street-Piercings eingelassen.
Wegpunkt #1: Arena
Direkt vor dem Kunsthaus Bregenz (KUB) erwartet Sie eine stufenartige Plattform. Das Werk stammt von Michelangelo Pistoletto aus dem Jahr 1999. Es handelt sich dabei um eine Arena, die die Besucherinnen und Besucher zum Verweilen einlädt. Die schwarze, dreistufige Granitskulptur soll als Raum der Begegnung und Kommunikation dienen. Das Objekt erinnert außerdem von oben betrachtet an eine Sanduhr. Der Künstler versteht sein Werk vor allem als Instrument der gemeinschaftlichen Teilnahme. Die Menschen sind Akteure und Betrachter zugleich und werden so zu einem Teil des Kunstwerks.
Der Künstler Michelangelo Pistoletto wurde 1933 in Italien geboren und lebt und arbeitet in Turin.
Wegpunkt #2: Betonporsche
1971 produziert Gottfried Bechtold den ersten Betonporsche, indem er einen Abguss seines eigenen Fahrzeugs anfertigt. Über den Wagen wird eine eng anliegende original Porscheabdeckung gelegt und anschließend in Beton gegossen. Insgesamt stellt er in kurzer Zeit elf “(9)11er” her. Es handelt sich hierbei um eine sehr widersprüchliche Konstruktion, da die Marke Porsche gemeinhin für extrem schnelle Fahrzeuge steht, die Geschwindigkeit jedoch durch den Beton gehemmt, ja sogar komplett aufgehoben wird. Seit dem Sommer 2017 steht ein Modell dieser Reihe vor dem Kunsthaus Bregenz.
Wegpunkt #3: Floating Signs
Schräg gegenüber den Stegen 4 und 5, steht zwischen den Straßenlaternen versteckt ein Leuchtstab aus Edelstahl. Obwohl er auf den ersten Blick sehr unscheinbar wirkt, können Sie mit den richtigen Bewegungen geheime Botschaften erkennen. Bei Dunkelheit kommen Wörter und Bilder zu den Themen Hafen, Heimat und Fremde zum Vorschein. Um diese allerdings wahrzunehmen, müssen Sie Ihren Kopf hin und her bewegen.
Die Künstlerin Ruth Schnell wurde 1956 in Feldkirch geboren. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst sowie an der Akademie der Bildenden Künste bei dem Vorarlberger Künstler Edelbert Köb.
Wegpunkt #4: Licht-Tunnel
Vom Hafen aus Richtung Leuchtturm verbindet dieser Licht-Tunnel Ost- und Westseite des Molos. In Gerry Ammanns Installation leuchten insgesamt 30 Glasrohre und erzeugen einen Erlebnisraum. Bei Dunkelheit erkennt man ständig wechselnde Farbzusammensetzungen.
Ein idealer Ort um das eigene Instagram-Profil mit neuen Bildern zu versorgen.
Gerry Ammann wurde 1962 in Bregenz geboren. Neben seiner Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien absolvierte er gleichzeitig ein Studium der Werkerziehung und Bildnerischen Erziehung. Heute lebt und arbeitet Gerry Ammann als freischaffender Künstler in Wien.
Wegpunkt #5: Hommage an Brigantium
“Hommage an Brigantium” wurde 2011 anlässlich der Neugestaltung des Hafens von Herbert Albrecht geschaffen. Der rund drei Meter hohe und breite Bronzeguss erinnert an die Römerzeit im damaligen „Brigantium“. Es besteht aus drei Teilen. Der mittlere und kleinste Teil erinnert an einen Römerkopf und blickt durch die beiden Größeren in Richtung Hafen.
Der Künstler kam 1927 in Au im Bregenzerwald zur Welt und besuchte die Kunstgewerbeschule in Innsbruck, bevor er nach Wien an die Akademie der Bildenden Künste ging.
Wegpunkt #6: Ready Maid
Schon von weitem fällt die baumstammartige Figur in der Mitte des Brunnens auf. Diese sieben Meter hohe Bronzeskulptur wurde von Gottfried Bechtold 2007 für den Vorplatz entworfen. Der Künstler selbst bezeichnet sie als „Baum, der aussieht wie eine nackte Frau“. Die Form der Gabelung erinnert an einen weiblichen Unterkörper.
Bechtold wurde 1947 in Hörbranz geboren und schloss eine Steinmetzausbildung in Hallein ab. In seinen Arbeiten geht es vor allem darum, die öffentlichen und ästhetischen Grenzen künstlerischen Schaffens zu untersuchen und neu zu definieren.
Wegpunkt #7: 299.792.458 m/s
Diese Installation aus weißem Neonlicht gibt den genauen Wert der Lichtgeschwindigkeit an. Der Künstler stellt die Lichtgeschwindigkeit als Konstante der Schnelllebigkeit des menschlichen Alltags gegenüber. Die Montage nimmt außerdem direkt Bezug auf die lichtdurchflutete Architektur des Festspielhauses.
Cerith Wyn Evans, 1958 in London geboren, begann seine künstlerische Laufbahn in den späten 1970er Jahren. In seinen Werken spielen Sprache, ihre Verschlüsselung, Text und Licht eine große Rolle.
Wegpunkt #8: Aluminiumplastik am Bahnhof
Vor dem Bahnhof steht eine Aluminiumplastik mit einem Körper und drei Rohren, die auf Marmorstützen befestigt sind. Den Auftrag dafür bekam der Künstler Kurt Matt im Jahr 1990. Das Werk ist eine Reaktion des Künstlers auf die unübersichtliche Situation am Bahnhof und der Welt schlechthin. Als Antwort darauf versuchte er, das Bedürfnis nach der Besinnung auf das Wesentliche auszudrücken. Vermutlich erinnert das Werk auch deshalb an ein Schiff als Ausdruck der Segelleidenschaft des Künstlers.
Der Fotograf, Objektkünstler und Filmemacher Matt wurde 1950 in Bregenz geboren.