Es war ein befreundeter Gastronom, der die Möth’sche Liebesgeschichte ins Rollen gebracht hat. Und weil Amors Pfeil auch heute – 15 Jahre später – noch mächtig wirkt, sind sie ihrem guten Freund Martin Berthold vom Wirtshaus am See aufs Herzlichste für immer verbunden. Darauf stoßen wir doch prompt gleich mal an - und zwar mit dem eigens angebauten Möth-Wein des Bregenzer Traditionsweingutes. Es gibt ja viele gute Gründe, hervorragenden Wein zu trinken, aber wenn’s um die Liebe geht, ist das wohl der beste. Auch Sepp Möth (eigentlich Josef) lacht und drückt seiner Michaela ein Küsschen auf die Backe. Man spürt, die zwei sind eigentlich eins. Gemeinsam führen der Winzer und die Heurigenwirtin ein herrliches Stückchen Bregenzer Erde – den Heurigen Möth. Für alle, die das Möth noch nicht kennen: Unter Weinreben sitzen, lachen, schnabulieren und degustieren, mitten in der Stadt und doch ganz nah am Berg – das ist Möth-Mood pur.
Überhaupt ist das Möth voll von Geschichten. Die von Menschen, von Begegnungen, von Freundschaften, von lauen Abenden und, wie es sich für einen Heurigen gehört, natürlich auch mal von langen Nächten. Heute sind wir zur Sicherheit auf jeden Fall schon um 16 Uhr gekommen. „Wir“ sind eigentlich nur ich und eine Freundin, aber das muss im Möth noch lange nichts heißen. Weil schwuppdiwupp findet man sich im Handumdrehen an einem der urigen Holztische wieder, wo gerade regionale Spitzen-Köstlichkeiten in einer schier unglaublichen Farbvielfalt auf die Teller serviert werden. Die herzliche Bedienung hinter der Theke freut sich, berät uns super freundlich und weiß zum Beispiel zu jedem einzelnen Stück Käse seine Herkunftsgeschichte. Aber auch zu den selbst gemachten Brotaufstrichen, die das Möth-Team nach Geheimrezept aus Topfen, Butter und Gewürzen zaubert. Rauchiger Schinken, zünftige Landjäger, eingelegtes Gemüse, Liptauer oder kalter Schweinebraten - was wir sehen, lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Romantisch, nostalgisch, ausgezeichnet. Während wir genüsslich und beherzt in unsere Brote beißen (die Weizen-Roggen-Mischung wird eigens für das Möth gebacken und es gibt sie folglich nur hier!), färbt sich der Himmel über uns in ein leichtes Rosarot-Rosé, was magisch mit den grünen, noch jungen Trauben korrespondiert, die sanft über unseren Köpfen baumeln. Um diese Zeit, es ist jetzt gegen 19 Uhr, taucht unsere Stadt an heißen Sommertagen in ein Licht, das es nur selten auf der Welt gibt. Um diese Zeit ist man also am besten am See – oder eben hier im Heurigen Möth an der Langener Straße. Weshalb? Es gibt tausend Gründe: zum Beispiel, weil es so romantisch ist; weil die Echtheit, die Ursprünglichkeit und die Geschichte an allen Ecken zu spüren und zu sehen sind. Denn Michaelas Handschrift ist eine sehr liebevolle und sehr nostalgische (Anmerkung der Redaktion: Wir lieben die urigen Siphonflaschen!). Und natürlich lieben wir den Wein – denn was viele vielleicht (noch) nicht wissen: Das Traditionsweingut Möth hat die letzten Jahre enorm zugelegt! An Wissen, an Verfahrenstechniken, Innovationen und nicht zuletzt auch an Auszeichnungen. „2013/2014 waren wir ‚Bester Müller-Thurgau Österreichs‘. Darauf sind wir stolz, genau dort wollen wir hin“, erzählt Sepp Möth, dessen ganze Seele, Leidenschaft und Herzblut in den Möth’schen ‚Weißen und Roten‘ steckt. „Auch unser ‚Seebrünzler‘-Weißwein ist mittlerweile sogar in Haubenhäusern vertreten. Wir möchten zu den 10 besten Winzern am Bodensee gehören. Das ist natürlich eine Herausforderung, aber eine wahnsinnig schöne!“, so der Winzer.
So schmeckt der Bodensee
Wer den jungen Sepp Möth kennt, der weiß, es ist ihm ernst damit. Handcrafting ist dafür ein gutes Beispiel – diese Methode kommt bei ihm zum Einsatz. Wie sie funktioniert, erklärt uns der Winzer bis ins letzte Detail. Da wir aber nicht vom Fach sind, merken wir uns nur das Wichtigste: Die Weine schmecken auf diese Art einfach noch besser! „Wir haben Sommeliers aus Südafrika oder Weinbauern aus der Wachau bei uns im Keller zu Besuch, die sich unsere spezielle Verfahrenstechnik anschauen. Auch dass wir unsere Trauben nach der Ernte auf 3–4 Grad abkühlen, ist produktionstechnisch eine Seltenheit. Wir sind ein Mini-Betrieb, aber mit hoher Innovationskraft“. Mit etwa 3,5 Hektar ist der Weinbaubetrieb Möth der größte und auch einzige, der als Haupterwerb in Vorarlberg geführt wird. Und zwar direkt am See, im Gebiet Neu Amerika, wo die Reben auf sandigem Kiesboden stehen. Das bedeutet: In jedem Glas Möth-Wein ist auch ein Stück weit unser geliebter Bodensee enthalten – also zumindest eine Prise davon. Auch darauf stoßen wir wieder an. Mit stilvollen Riedel-Gläsern (das Möth hat über 1000 davon!). Pappsatt, glücklich und mit demselben Bild wie am Anfang: Sepp küsst Michaela, verabschieden wir uns von den beiden und freuen uns auf ein Wiedersehen.
- Text: Patricia Erne
- Bilder: Petra Rainer